Brot und Spiele am Limes – Amphitheater an der Grenze des Römischen Reiches
Der Ausrichtung von Spielen (ludi) kam in der römischen Gesellschaft eine große Bedeutung
zu. Als Teil des religiösen Festkalenders fanden das ganze Jahr über an mehrtägigen Festtagen kostenlose Theatervorführungen, Wagenrennen und Kämpfe statt. Kein Wunder also, dass man auch vom Rand des römischen Reichs eine ganze Reihe von Amphitheatern kennt, in denen Gladiatorenspiele (munera) zu Ehren der Götter abgehalten werden konnten. Fast alle dieser Theater befanden sich in den römischen Städten oder in der Nähe von Legionslagern, wobei letztere oft größer waren als die Anlagen in den Städten. Die Errichtung dieser Bauten war für die technisch versierte römische Armee kein Problem. Die Soldaten konnten auch die Ausbildung der Gladiatoren übernehmen.
Anders stellt sich die Situation bei kleineren Lagern wie Künzing dar, an denen keine Legionäre, sondern Hilfstruppen (Auxiliare) stationiert waren. Von den dort meist in Holz- oder Holz-Erde-Bauweise errichteten Amphitheatern, sind nur äußerst selten Reste erhalten geblieben. Viele Archäologinnen und Archäologen gehen aber davon aus, dass der Bau von Amphitheatern genau wie der Bau von Straßen, Siedlungen und Thermen typisch für die römische Armee war. Das würde bedeuten, dass es nicht nur bei den Legionslagern, sondern auch bei den meisten Auxiliarkastellen mehr oder weniger permanente Einrichtungen für Gladiatorenkämpfe gab, die von den örtlichen Kommandanten (Präfekten) für die Soldaten und die lokale Bevölkerung abgehalten wurden.
Gegen diese These spricht allerdings, dass es im römischen Reich Regionen gibt, in denen weder steinerne noch ephemere Arenen, also reine Holz- oder Holz-Erde-Bauten, gefunden wurden. Tatsächlich konnten an allen linearen Grenzen des Imperium Romanum in der mittleren Kaiserzeit bislang nur lediglich sechs Amphitheater bei Hilfstruppenkastellen über archäologische (Be-)Funde oder Inschriften nachgewiesen werden. Diese geringe Zahl überrascht angesichts der großen Anzahl bekannter Auxiliarkastelle. Der Unterschied kann allerdings auch daher rühren, dass viele Amphitheater überbaut worden sind oder bisher noch nicht entdeckt wurden.
Abbildung: Karte von nachgewiesenen Amphitheatern bei Auxiliarkastellen an der Reichsgrenze (mittlere Kaiserzeit)